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© Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, „Das Projekt GAIA-X“, Berlin

Dateninfrastruktur – was ist das?

Dateninfrastrukturen ermöglichen den Zugang zu Daten sowie deren Speicherung, Austausch und Nutzung. Damit ist die Dateninfrastruktur auch ein Teil von Cloud-Anwendungen. Cloud-Anwendungen sind Software-Programme oder Dienstleistungen, die über das Internet bereitgestellt werden. Neben der Nutzung von Software in der Cloud ist es beim Cloud-Computing auch möglich, eine ganze IT-Infrastruktur zu mieten. Diese ersetzt einen vollständigen physikalischen Serverraum und kann im Umfang dem Bedarf des Nutzers angepasst werden, etwa was den Speicherplatz und die Prozessorleistung anbelangt.

Warum brauchen wir eine europäische Ergänzung zu den etablierten Anbietern?

Leistungs- und wettbewerbsfähig, sicher und vertrauenswürdig soll sie sein. Das heißt, das Angebot soll genauso gut sein, wie das der marktbeherrschenden US-amerikanischen Anbieter Amazon, Microsoft oder Google – ohne Nachteile, wie Abhängigkeitsrisiko und Datenschutzbedenken. Insbesondere für den europäischen Mittelstand will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie damit eine Alternative unter Einhaltung der europäischen Datenschutzrichtlinien geschaffen werden. Unternehmen sollen wählen können, auf welchen Servern und mit welchen Sicherheitsstandards sensible Daten gespeichert und verarbeitet werden. Ein Gros der bisherigen Bedenken können so ausgeräumt und neue Impulse für die Digitalisierung im Mittelstand geschaffen werden. Denn steigende Datenmengen und neue Verarbeitungsmöglichkeiten durch Künstliche Intelligenz führen zu steigenden Anforderungen an Infrastruktur und Software. Cloud-Anwendungen und digitale Plattformen ermöglichen deren Nutzung mit geringen Anfangsinvestitionen und können so gerade für kleine und mittlere Unternehmen einen großen Vorteil bei der Digitalisierung darstellen.

Was genau verbirgt sich hinter GAIA-X?

Das Projekt GAIA-X soll auf bestehenden Strukturen aufsetzen. Dafür könnten sich zum Beispiel Unternehmen gegenseitig Serverkapazitäten anbieten. Es handelt sich also um die Vernetzung dezentraler Infrastrukturen zu einem einzigen nutzerfreundlichen System. Dieses System ermöglicht es Unternehmen jeder Größe, Rechenkapazitäten flexibel zu nutzen und zu erweitern, ohne selbst in die technische Infrastruktur zu investieren. Eine Reihe deutscher Unternehmen ist bereits an Bord, ebenso wie europäische Partner.
Auch auf bestehende Strukturen der Initiative International Data Space (IDS) baut GAIA-X auf. Im IDS wird ein Datenraum geschaffen, der Unternehmen den sicheren Austausch sowie die einfache Kombination und Auswertung von Daten ermöglicht. Hier arbeiten bereits heute 100 Unternehmen zusammen und tauschen darüber Daten aus, zum Beispiel in der Materialforschung und der Medizin.

Wie geht es weiter mit den europäischen Daten?

Aktuell ist GAIA-X noch eher ein ambitioniertes Konzept. Einige rechtliche und technische Fragen sind noch offen. Beispielsweise müssen noch eine geeignete Rechtsform gefunden sowie Sicherheits- und Verschlüsselungsfragen geklärt werden. Der Schutz sensibler Unternehmensdaten ist schließlich ein Hauptgrund für den Anstoß des Projekts. Wer kümmert sich um Support, Betrieb und dessen Finanzierung? Wer stellt welche Kapazitäten und wie viel kostet der Zugang? Wie werden Schnittstellen ausgestaltet, damit der Zugang offen ist? Wie werden Unternehmen zum Wechsel bewegt?

Ende 2020 soll der Testbetrieb mit ersten Anbietern starten. Im besten Fall entsteht daraus ein europäischer Datenpool, in dem Unternehmen Zugriff auf gebündelte Daten erhalten, etwa um Projekte im Bereich der künstlichen Intelligenz und Industrie 4.0 durchzuführen und diese auch als Serviceleistung für andere Unternehmen anzubieten.

Das neue System soll ausdrücklich keine Konkurrenz zu den etablierten Anbietern aufbauen, sondern eine Ergänzung sein. Von deren Seite gibt es erwartungsgemäß Kritik an den Plänen. Es würden keine Innovationanreize geschaffen und eine stattliche Cloud könne keine große Rolle im internationalen Wettbewerb übernehmen. Im Papier des Bundeswirtschaftsministeriums steht allerdings nichts von einer nationalen Abkapselung: "Die Mitwirkung steht auch Marktteilnehmern außerhalb Europas offen, die unsere Ziele der Datensouveränität und Datenverfügbarkeit teilen."

Das ausführliche Konzept des BMWi können Sie hier runterladen.