Hand dreht Buchstaben um so dass aus dem Wort Chance - Change wird

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Seit zwei Jahren betreut Wolf Sternberg federführend den digitalen Wandel beim Mittelständler Papier Liebl mit 180 Mitarbeitern. Dabei hatte man ihn dort zunächst gar nicht als Change Manager eingestellt, sondern als Leiter des Bereichs eCommerce. Doch schnell merkte Sternberg, dass an vielen Stellen nachgebessert werden müsste, um einen funktionierenden Online¬Shop aufbauen zu können. Er trug also seine Beobachtungen – etwa die völlig unsystematische Bezeichnung von Produktfarben – an die Geschäftsleitung heran und fand sich selbst plötzlich als Change Manager wieder.

„Die digitale Transformation findet vor allem in den Köpfen der Mitarbeiter statt“, sagt Sternberg heute. „Auf der einen Seite muss das Verständnis geschaffen werden, warum man standardisierte Angaben braucht. Die Mitarbeiter müssen verstehen, dass das System, in das sie die Produktinfos einpflegen, grundsätzlich blöd ist. Ein Beispiel: Man muss die Formatangabe immer in Millimeter machen, da das System das Produkt falsch einsortiert, wenn die Angaben ausnahmsweise in Zentimetern gemacht werden. Das System versteht die Ausnahme nicht, es nimmt die Angabe für bare Münze. Auf der anderen Seite muss man den Mitarbeitern die Sorge nehmen, dass sie durch die Automatisierung überflüssig werden.“ Es sei wichtig, die Mitarbeiter laufend über die Prozesse und Veränderungen zu informieren. Dabei bevorzugt Sternberg das Gespräch im kleinen Kreis, etwa mit einer einzelnen Abteilung. Er versucht dann, innerhalb der Abteilung einen „Voranschreiter“ zu finden, der die Herausforderungen verstanden hat und an dem sich die anderen orientieren können. Und auch die Form der Vermittlung ist zu beachten, weiß Sternberg: „Bloß keine Seminare! Da hocken alle bloß und denken: ‚Hoffentlich macht der pünktlich Schluss!‘“

Wolf Sternberg sieht mittelständische Unternehmen beim Change Prozess im Vorteil gegenüber großen Konzernen, weil hier schneller und flexibler gehandelt werden könne. Seine drei Tipps für alle, die den digitalen Wandel aktiv angehen wollen: „Erstens, die Geschäftsführung ins Boot holen. Zweitens, die Mitarbeiter regelmäßig und zuverlässig informieren. Drittens, permanent wiederholen, warum es wichtig ist, dass Dinge jetzt anders gemacht werden.“

Bei dem Text handelt es sich um die überarbeitete Version eines Artikels aus dem Themenheft „Digitale Bildung“.