vernetzte Fertigungsstrasse

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Bei seinen Digitalisierungsmaßnahmen ist Neumann & Esser die Balance zwischen Machbarkeit und Relevanz wichtig. In einem Potenzialworkshop mit dem regionalen Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum hat das Unternehmen, das Hochleistungsmaschinen wie Kolben- und Membrankompressoren sowie Mahl- und Sichtanlagen fertigt, seinen digitalen Reifegrad und das Digitalisierungspotenzial bestimmt und eine Grundlage für die Umsetzung gelegt. Im Interview spricht Dr. Patrick Beaujean, Leiter Unternehmensentwicklung, über die Herausforderungen der Digitalisierung

Vor welchen besonderen Herausforderungen steht Neuman & Esser, wenn es um Digitalisierung geht?

Aus dem Einzelunternehmen Neumann & Esser ist in den letzten 25 Jahren der 187-jährigen Unternehmensgeschichte ein weltweit agierender Verbund geworden, der hoch individuelle Produkte fertigt. Eine Verdichteranlage besteht zum Beispiel aus bis zu 1.000 Komponenten. Die Hauptkomponente – der Verdichter selbst – wird mit hoher Fertigungstiefe in Deutschland hergestellt, andere Komponenten weltweit bezogen. Das macht einerseits die Produktionsplanung und -steuerung aber auch die Synchronisierung der Logistik kompliziert. Das Potenzial für Digitalisierungsmaßnahmen ist dementsprechend groß, aber ebenso komplex.

Wie schätzen Sie den bisherigen Digitalisierungsstand des Unternehmens ein?

Mittlerweile sollte jedem Unternehmen bewusst sein, dass es sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen sollte. Und das machen wir. Dabei ist uns aber wichtig zu prüfen, welche Maßnahmen auch wirklich sinnvoll sind. Nicht alles, was digitalisiert werden kann, muss auch digitalisiert werden. Grundsätzlich sind wir aber ganz gut aufgestellt. Das hat auch der Online-Check des Kompetenzzentrums ergeben, den bei uns Produktionsleiter, Planer und Logistiker ausgefüllt haben. Er war Grundlage für einen Potenzialworkshop, um den Reifegrad der Digitalisierung und eben entsprechende Potenziale zu bestimmen. Anschließend hat Neumann & Esser eine Digitalisierungsstrategie entwickelt, die drei Bereiche umfasst: Produktion und Logistik, Enterprise Content und Data Management sowie Digitale Services.

Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere dieser Potenzialworkshops?

Die Herangehensweise ist sehr strukturiert. Vorher haben wir Überlegungen und Entscheidungen zu möglichen Digitalisierungsmaßnahmen eher aus dem Tagesgeschäft heraus getroffen. Da musste es dann manchmal sehr schnell gehen. Jetzt sind wir alle einmal bewusst aus dem Alltagstrott herausgetreten und haben mit dem Kompetenzzentrum alle Bereiche und Prozesse Schritt für Schritt auf ihr Digitalisierungspotenzial hin analysiert und bewertet.

Wie sieht aktuell die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum aus?

Das Kompetenzzentrum begleitet uns in erster Linie in den Bereichen Produktion und Logistik. Hier haben wir die Fernziele gesetzt, jetzt beschreiten wir den Weg dahin. Ein Projekt, das wir gemeinsam mit dem Umfeld des Kompetenzzentrums umsetzen, kommt aus dem Bereich der Produktionsfeinplanung. Hierbei geht es um die Vereinfachung der Fertigung bei „Losgröße 1“. Also: Wie kann man unsere Aufträge einplanen, im Shop Floor erfassen und effizient durch die gesamte Wertschöpfung leiten? Macht ein QR-Code Sinn? Eine Markierung mit RFID? Oder vielleicht Beacon- Technologie? Hier tut sich gerade sehr viel und die neutrale, kompetente Unterstützung von Seiten des Kompetenzzentrums, um die für unser Unternehmen richtige Lösung zu finden, ist da eine große Hilfe.

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