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Carmen Heidecke leitet das Referat für das ZIM im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Sie hat reihenweise exzellente Innovationen erlebt – und wie sich neue Technologietrends im ZIM verstärken. Im Interview erläutert sie die Chancen digitaler Projekte.

Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ist eine der am stärksten geförderten Bereiche im ZIM. Wie wichtig ist das Thema für die Zukunftssicherung des Mittelstands?

Die Digitalisierung ist ein Querschnittsthema, das so gut wie alle Branchen betrifft. Das merken wir auch im ZIM: Wir bekommen gute Anträge von klassischen IKT-Unternehmen, es taucht aber sehr oft auch Software in Energietechnik-Projekten auf, in der Produktionstechnik, selbst bei den Bautechnologien und in vielen anderen Bereichen. Das ist manchmal herausfordernd, wenn wir nach IKT-spezifischen Statistiken gefragt werden, aber es ist ein gutes Zeichen für das Funktionieren des ZIM.

Warum? Würden Sie das ZIM als ein auf digitale Technologien ausgelegtes Programm beschreiben?

Das ZIM ist ein auf alle Technologien ausgelegtes Programm. Aber durch seine Technologie- und Branchenoffenheit ist es besonders gut für Querschnittsthemen geeignet. Hier finden interdisziplinäre Teams gute Anknüpfungspunkte, gerade auch für Anwendungen, die Branchengrenzen überwinden. Solche „cross-sektorale“ Innovationen können die Keimzelle für bahnbrechende Innovationen sein. So sieht das auch eine Studie zu technologischen Trends, die wir im Frühjahr veröffentlich haben.

Um welche Trends geht es hier? Haben Sie ein Beispiel?

Das betrifft zum Beispiel das Diffundieren von neuen IKT-Themen in andere Bereiche. Wir haben etwa sehr interessante Projekte für Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin, der Gebäudetechnik und in anderen Bereichen. Das betrifft Einzelprojekte und Kooperationsprojekte und mittlerweile auch ganze Netzwerke. Beispielsweise zielt ein im Frühjahr 2018 gestartetes ZIM-Innovationsnetzwerk auf den Einsatz von KI, um insbesondere mittels maschinellen Lernens eine frühzeitige Fehlererkennung in Produktionsmaschinen zu ermöglichen. Wir beobachten ohnehin eine wachsende Zahl von Anträgen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen, das ist ein klarer Trend.

Umso erstaunlicher, dass die Projektträger immer wieder mit der Frage konfrontiert werden, ob Softwareprojekte im ZIM überhaupt gefördert werden können.

Das habe ich auch schon gehört. Es müssen hier tatsächlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, aber grundsätzlich sind Softwareprojekte natürlich unter den attraktiven Bedingungen des ZIM förderbar. Deshalb lohnt sich auch eine Projektskizze, um die prinzipielle Förderfähigkeit einer Projektidee bei Unsicherheiten abzuklären. Ich kann nur immer wieder an die Antragsteller appellieren, sich von den technologischen Gutachtern bei den Projektträgern beraten zu lassen. Uns ist wichtig, dass keine guten Ideen verloren gehen!

Welche inhaltlichen Voraussetzungen muss ein Softwareprojekt erfüllen, damit es gefördert werden kann?

Wie bei allen anderen Projekten gelten die Voraussetzungen der ZIM-Richtlinie. Auch bei Softwareprojekten muss es sich um anspruchsvolle Forschungs- und Entwicklungsprojekte handeln, die auf Ergebnisse zielen, die am Markt verfügbare Lösungen übertreffen, sich am internationalen Stand der Technik orientieren und somit neue Marktchancen eröffnen. Wichtig für die Einordnung ist die Voraussetzung eines „erheblichen technischen Risikos“. Darunter verstehen wir beispielsweise methodische, algorithmische, physikalische und ähnliche Herausforderungen, die während der Projektarbeiten auftreten können und mit Lösungsansätzen verknüpft sind.

In welcher Art von Softwareprojekten finden sich typischerweise diese Kriterien zur Forschung und Entwicklung wieder?

Förderfähige Ideen gibt es zum Beispiel regelmäßig zur technischen Entwicklung von neuen komplexen Algorithmen, anwendungsorientierten KI-Systemen, smarten Services, kryptografischen oder cyber-physischen Systemen. Es gibt eine Reihe weiterer Bereiche, wo die ZIM-Gutachter schnell ein positives Feedback zu den Skizzen geben können. Wichtig ist immer zu bedenken, dass das ZIM ein Programm für Forschung und Entwicklung ist, das anspruchsvolle Innovationen mit technischem Risiko adressiert.

Wo finden sich diese Kriterien eher nicht?

Bei Projekten, denen der tiefe technologische Bezug fehlt. Das betrifft etwa die Entwicklung von Branchensoftware, von Informationssystemen, von Apps oder Webseiten mit bekannten Methoden und ohne neues technologisches Konzept. Auch die eingangs erwähnten cross-sektoralen Ansätze reichen allein nicht aus: Wer ohne technisches Risiko existierende Methoden in andere Anwendungsfelder überträgt, mag oft eine gute Idee haben – wir können das aber nicht als Forschung und Entwicklung in der Form einordnen, wie wir beihilferechtlich für das ZIM bei der Europäischen Kommission im Wort stehen.

Sind denn die Softwareprojekte aus dem ZIM am Ende von Erfolg gekrönt?

Wir können nicht jedes Projekt nach dem Förderende nachverfolgen, aber ich sehe immer wieder beeindruckende Resultate, etwa bei unserem Innovationstag Mittelstand des BMWi. Dort wurde vergangenes Jahr eine Robotikinnovation mit hohem Softwareanteil zum Einzelprojekt des Jahres gekürt, 2017 war ein intelligentes Reha-Laufbandsystem Kooperationsprojekt des Jahres, 2016 eine digitale Simulationsplattform und 2015 ein Softwareleitstand. Die ausgezeichneten Projekte überzeugen durch teils enormen wirtschaftlichen Erfolg. Ich kann also nur ermuntern loszulegen und Kontakt mit unseren ZIM-Projektträgern aufzunehmen!