Schreiner mit Tablet-PC

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Gerhard Luther ist, wie er sich selbst bezeichnet, auch mit 69 Jahren „kein Auslaufmodell“. Mit seinen 13 Mitarbeitern produziert der Inhaber der Tischlerei Wilhelm Luther auf mehr als 1.000 Quadratmetern Möbel, Ladenausstattungen, Küchen oder baut Wellnessbereiche, Wohnungen und ganze Häuser vor Ort aus.

Luther baut außerdem an der Schreinerei der Zukunft: Das Herzstück seiner Produktion ist das Vier-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum. Die gesteuerte Fräsmaschine, wird nicht mehr von Hand bedient, sondern mit der so genannten Computerized Numerical Control (CNC), ein elektronisches Verfahren, mit dem Werkzeugmaschinen gesteuert werden. „Mit dieser computergesteuerten Fräse stellen wir ausschließlich Produkte in Losgröße 1 her“, sagt Gerhard Luther, „das heißt: individuelle Unikate“.

Einer unter 40.000

Im Auftrag eines „sehr bekannten deutschen Sportartikelherstellers“ habe man beispielsweise für einen Werbepartner, einen Inlineskater, dessen ersten Skate-Schuh digital eingescannt, dann mit der CNC-Maschine ausgefräst und dem Sportler und seinem Schuh so ein hölzernes Denkmal gesetzt. Doch wie ist dieser „sehr bekannte deutsche Sportartikelhersteller“ eigentlich auf die kleine Schreinerei aufmerksam und zu ihrem Kunden geworden? Schließlich gibt es bundesweit knapp 40.000 Betriebe im Tischlerhandwerk.

„Facebook“, antwortet Gerhard Luther. Sein Tischlermeister Matthias Knuhr ist nebenbei noch der Social-Media-Manager des Betriebs. Knuhr erstellt die Inhalte zusammen mit Gerhard Luther und postet sie dann auf Facebook. Mittlerweile, nach inzwischen vier Jahren, generieren die beiden ein Drittel der Aufträge über das soziale Netzwerk. „Wir haben uns damit unabhängiger gemacht von den Ausschreibungen der Architekten“, sagt Luther, „die sind meist 100 Seiten lang und die ersten 70 Seiten nur Vorgeplänkel“. Eine solche durchzuarbeiten koste ihn inklusive – unbezahltem – Angebot eine Woche Arbeit. Luther hatte sich deshalb gefragt: „Wie können wir dieses Verhältnis ändern?“

Neue Zielgruppe dank Facebook

Über Facebook erreicht der Betrieb heute eine ganz neue Zielgruppe, als ihm dies als lokal verankerter Tischler in seiner Region möglich war. Der Kundenstamm ist internationaler und vor allem an den kreativen Holzprodukten interessiert.

Ein Beispiel: Matthias Knuhr ist Star-Wars-Fan. Ihm kam die Idee, für Sammler der Figuren ein Regal mit UV-Schutzhaube und optimaler Ausleuchtung zu bauen. Fotos davon lud er auf Facebook hoch. Das Regal wurde dank des sozialen Netzwerks so bekannt, dass es Kunden aus Frankfurt, London und aus Hollywood bestellt haben. „Ein Kunde hat allein 1.000 Dollar nur dafür bezahlt, dass das Regal schneller in Los Angeles ankommt“, berichtet Luther.

Neue Produkte dank Facebook

Er und sein Team waren schon immer kreativ und haben nun ein Medium gefunden, mit dem sie – wie in einem virtuellen Schaufenster – ausstellen, was sie können. Die digitale Kommunikation hat der Tischlerei nicht nur neue Kunden, sondern so auch neue Produkte gebracht. „Wir lernen am Rande viele Dinge, die auch bei anderen Sachen helfen“, so Luther.

Ein weiteres Beispiel für den digitalen Vertrieb: Die Tischler haben Schallplattencover aus Holz gefräst. Allein über Facebook fanden sich 150 Kunden, unter anderem in Buenos Aires, Kairo, Chicago. Auf der Auktionsplattform Ebay boten Kunden bis zu 400 Dollar pro Stück.

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