leere Einkaufsstrasse

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Der deutsche Handel scheint dieser Tage doppelten Belastungen standhalten zu müssen. Zum einen schreitet die digitale Transformation in Deutschland schon seit Jahren weiter voran und stellt besonders viele kleine und mittlere Handelsunternehmen vor große Herausforderungen. Zum anderen zwingt die aktuelle Coronakrise eben diese immer häufiger durch Eindämmungsmaßnahme in die Knie. Befindet sich der Handel an einem unausweichlichen Krisenpunkt? Im Gespräch mit Marilyn Repp, Projektleiterin im Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel, haben wir mehr dazu erfahren.

Frau Repp, die Händlerinnen und Händler, die aktuell auf Sie zukommen – bei welchen Fragestellungen brauchen sie zurzeit die meiste Unterstützung?

Wir befinden uns mitten im zweiten Lockdown. Neben existentiellen Fragen zu staatlichen Hilfen steht für viele stationäre Händler im Moment im Mittelpunkt, wie man schnell und einfach online verkaufen kann. Außerdem möchten die Händler Kontakt zu ihren Kunden halten und online gut sichtbar sein. Thematisch heißt das dann: Social Media, E-Commerce und eigener Online-Shop, digitale Marktplätze und Versandlogistik.

Sehen Sie aktuell gute Chancen, dass mithilfe dieser Maßnahmen (digitale Technologien) die HändlerInnen „die Kurve kriegen“?

Die Corona-Pandemie beschleunigt die Prozesse, die im Einzelhandel schon länger laufen. Diejenigen Händler, die vorher schon digital präsent und Vorreiter in Sachen Zukunftsgestaltung waren, glänzen auch jetzt. Durch Corona setzen sich aber mehr Händler mit digitalen Themen auseinander, die das sonst vielleicht nicht getan hätten. Sie bekommen dadurch auch langfristig die Chance am Markt zu bestehen – das ist gut. Aber zur Wahrheit gehört auch: einige werden es nicht schaffen. Der Handelsverband Deutschland geht von bis zu 50.0000 Insolvenzen nach Corona aus. Im Moment trennt sich die Branche deutlich in Vorreiter und Abgehängte.

Gibt es Handelsbereiche, für die Sie diese digitalen Maßnahmen als weniger geeignet sehen würden?

Nein. Digitale Maßnahmen sind für alle Händler von entscheidendem Vorteil. Warum? Weil die Kunden digital ticken. Wer heute nicht in den Suchmaschinen und Sozialen Medien präsent ist, existiert für viele potentielle Kunden nicht. Ebenso verhält es sich mit Zahlungsmethoden. Die Technologien haben die Messlatte der Kundenansprüche gesetzt – dieser Realität muss sich jeder Unternehmer stellen.

Unsere Botschaft an den stationären Handel lautet: ihr habt einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Online-Handel und der heißt persönlicher Kontakt und echte Erlebnisse. Diese Vorteile durch digitale Hilfsmittel zu unterstützen und glänzen zu lassen – darum geht es. Studien zeigen, dass auch junge Kunden sehr gerne stationär einkaufen. Der stationäre Handel hat also auch langfristig eine Chance, er muss sich aber anpassen.

Für alle interessierten Händler, die dies lesen – wo kann man sich melden, wo bekommt man weitere Informationen?

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel steht allen Händlern mit seinen kostenlosen Angeboten zur Verfügung. Unter kompetenzzentrumhandel.de gibt es Informationen zu allen wichtigen Themen rund um die Digitalisierung im Handel. Wir haben individuelle Unternehmenssprechstunden, zahlreiche Webinare, einen Podcast und vieles mehr. Auch auf Facebook, Xing und Twitter sind wir zu finden.