Mann hält fertiges Produkt zur Prüfung hoch

© Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern / A.Sell

„Wir befinden uns auf einer Vorstufe für eine digitalisierte Erfassung von Produktionsdaten“, beschreibt Klaus Eckert, Geschäftsführer der Mölle GmbH, die aktuelle Situation seines Unternehmens. Das Ziel hat er klar vor Augen: eine integrierte Digitalisierungskette, die Materialströme und Produktionsdaten erfasst und die digitale Ermittlung von Kennzahlen ermöglicht.

Als ersten Schritt auf dem Weg zur Vernetzung hat die Firma festgelegt, dass die Produktionsdaten an den einzelnen Fertigungsmaschinen vom Anlagenbediener nicht mehr manuell, sondern digital erfasst werden. Die an jeder Maschine angebrachten Tablets zeichnen die Produktionsdaten auf; gleichzeitig geben die Beschäftigten die Maschineneinrichtungszeiten, Störungen, Pausenzeiten und ihre pro Schicht geleisteten Produktionszahlen ein.

Nach Schichtende prüft der verantwortliche Meister die Daten auf Plausibilität und gibt sie zur Auswertung frei. Ein intern erschaffenes EDV-Tool analysiert die Produktionszahlen an Hand der Daten. „Dies kann nur ein erster Schritt sein, weil es lediglich eine Insellösung in einer Digitalisierungskette darstellt. In unserer Ziellösung sehen wir eine integrierte Kette zwischen Materialeingang, Einlagerung, Entnahme sowie deren Verbrauch in den einzelnen Produktionsstufen mit den dazugehörigen Produktionsdaten“, berichtet der Technische Leiter Artur Porat.

Auf dem Weg zur Zielerreichung steht das Unternehmen vor der Auswahl von geeigneter Hardware und Software, darunter ein Standard-ERP-System. „Das erfordert neben der reinen Investition auch hohe personelle Ressourcen“, so Eckert. Vom ERP-System verspricht er sich, dass die Produktionsergebnisse einfach analysiert und entsprechende Nachkalkulationen vorgenommen werden können. Auch die Datenerfassung für Versand und Rechnungsstellung gehören dazu und bilden weitere Bausteine in der gesamten Digitalisierungskette. „Um uns hier Unterstützung zu holen, haben wir uns an unser örtliches Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum gewandt“, erzählt er.

Hoher Einsatz der Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen notwendig

Bei Mölle verfolgen Geschäftsleitung und Produktionsverantwortliche das Ziel der Digitalisierung gemeinsam. Da künftig alle Mitarbeiter mit der Digitalisierung in Berührung kommen werden, ist ein behutsames Vorgehen wichtig. „Natürlich haben manche Kollegen Berührungsängste mit den neuen Technologien. Nicht alle Mitarbeiter sind entsprechend IT-affin, um sich mit der Bedienung von Tablets und der digitalen Datenerfassung und -auswertung schon im Vorfeld auszukennen.“ In Schulungen werden alle Mitarbeiter, vom Produktionsmitarbeiter bis hin zu den Führungskräften, an die neuen Technologien herangeführt. „Schulung, Begleitung und Überzeugung“, so betitelt der Geschäftsführer die notwendigen Schritte.

Die interne IT-Abteilung hat nicht nur die bisherige digitale Erfassung der Materialströme aufgesetzt, sie führte auch die Schulungen durch und begleitete zu Beginn die Kollegen, bis sie die Eingabe der Produktionsdaten beherrschten. Inzwischen konnten sie diese Aufgabe an die Produktionsverantwortlichen übergeben.

Auch die Geschäftsleitung muss mit gutem Beispiel vorangehen

Ein solch tiefgreifender Prozess im Unternehmen muss von der Geschäftsleitung vorgegeben und begleitet werden. „Es ist wichtig, sich zu integrieren, den Fortschritt zu begleiten, nachzuhaken und Impulse zu geben. Das geht nicht ohne den entsprechenden Anstoß von der Leitung“, berichtet Eckert aus Erfahrung. „Ich schaue mir die Arbeitsfortschritte an, die Technik und die Methodologie, und ich lasse mir die Auswertungen zeigen, um gemeinsam mit dem Produktionsverantwortlichen Schlüsse zu ziehen. Wir analysieren unsere Schwachpunkte und leiten zum Beispiel Anpassungsänderungen an Maschinen oder Prozessen ab“, so Klaus Eckert weiter.

Wandel am Markt: Wunsch nach Kleinserienfertigung

Ein weiteres Ziel der Mölle GmbH ist die Implementierung einer Kleinserienfertigung. Die Idee stammt aus Marktbeobachtungen und Kundenanfragen. In den Markt der Kleinserien einzusteigen ist nur mit einer flexiblen, einfach anzupassenden Fertigung möglich. Eine Fertigung mit einem Standard-Prozess, der für Großserien ausgelegt ist, wäre unwirtschaftlich. Denn Vorlaufkosten durch aufwendiges Maschinenrüsten und Werkzeugvorbereitung lassen die Produktkosten in die Höhe schnellen. Anwendungsbeispiele für Kleinserien sind die Manufakturfertigung von Kosmetikprodukten, aber auch technische Komponenten im Maschinenbau, die mit einem Fertigungsautomaten in geringer Stückzahl hergestellt werden.

„Wir sehen, dass unsere Kunden ihre Serienfertigungsprozesse sogar manchmal unterbrechen, um kleinteiliger zu fertigen. In solchen Fällen sind nicht nur die Vormaterialien, sondern auch die von uns gelieferten Verpackungen in kleineren Stückzahlen erforderlich. Unsere Überlegung gehen dahin, dass wir unseren Kunden die Verpackungsmittel just-in-time für die Anfertigung einer kleineren Serie zustellen, ohne dass sie diese in Großmengen auf Lager nehmen müssen“, berichtet Artur Porat.

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