Mann stoppt mit seiner Hand das Umfallen von Dominosteinen

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Kunden fragen zunehmend Komplettlösungen aus einer Hand nach, am liebsten sollen diese auch auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein. Die dafür notwendige Spezialisierung und gleichzeitige Flexibilität kann ein Unternehmen alleine oft nicht leisten. In Kooperation mit Partnerunternehmen können die nachgefragten Lösungen entwickelt werden, indem jeder seine spezielle Expertise einbringt und durch Interoperabilität sowie gemeinsame Standards1 an den Schnittstellen ein reibungsloses Zusammenspiel der Einzelkomponenten gewährleistet ist.

So können Produkte verbessert oder Effizienzgewinne realisieret werden, indem Lieferketten synchronisiert, Produktionszeiten verkürzt und Innovationszyklen beschleunigt werden. Auf diese Weise können auch Nachteile gegenüber Großunternehmen relativiert werden.2 Viele kleine und mittlere Unternehmen haben bereits Kooperationen mit anderen Unternehmen, die ihnen virtuelle Größe verleihen.3

Betriebsübergreifenden Datenaustausch sicher gestalten

Die Digitalisierung ermöglicht es Unternehmen, ihre Produktion zu optimieren, effizientere Prozesse zu schaffen oder neue Geschäftsmodelle umzusetzen. Der Datenaustausch mit Kooperationspartnern wie Lieferanten, Kunden oder sogar Wettbewerbern bezüglich Auftrags- oder Wareneingängen, dem Status eines Produkts im Produktionsprozess oder auch ein gemeinsames Projektmanagement-Tool können die Zusammenarbeit dabei deutlich vereinfachen.

Eine große Erleichterung beim sicheren Datenaustausch wird von der Blockchain-Technologie erwartet.4 Sie bietet Anwendungsmöglichkeiten von der zuverlässigen Nachverfolgbarkeit von Lieferketten über einen sicheren, betriebsübergreifenden Austausch von Konstruktionsdaten bis hin zur automatisierten Transaktionsabwicklung durch Software-basierte Verträge, die ihre Einhaltung selbst überprüfen können – sogenannte Smart Contracts.

In der Lebensmittelindustrie beispielsweise können Unternehmen sich mit der Blockchain-Technologie Wettbewerbsvorteile durch eine deutlich höhere Transparenz verschaffen. Die Konsumenten wollen zum Beispiel wissen, woher das Fleisch kommt, das sie kaufen. Die Blockchain ermöglicht es dem Handel, ihnen Informationen zur Herkunft des Tieres und entlang der gesamten Verarbeitungskette bereitzustellen.

Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit durch die Plattformökonomie

Für kleine und mittlere Unternehmen kann es auch vorteilhaft sein, einen Schritt weiter zu gehen und die bisherigen Wertschöpfungsketten durch Netzwerke zu ersetzen. In diesen Wertschöpfungsnetzwerken interagieren mehrere Unternehmen in gemeinsamen Prozessen. Durch die Zusammenarbeit ermöglichen die Netzwerke eine höhere Flexibilität und eine schnellere Anpassung an die Marktentwicklungen.

Ein Beispiel für ein Wertschöpfungsnetzwerk im Mittelstand ist ein Zusammenschluss von Thüringer Maschinenbauern, das vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Ilmenau (https://kompetenzzentrum-ilmenau.digital/projekt/kooperatives-wertschoepfungsnetzwerk-im-bereich-maschinenbau) unterstützt wurde. In ihrem Netzwerk entwickeln diese Unternehmen gemeinsam eine innovative Plattform, über die sie sich gegenseitig Anlagenkapazitäten vermieten. Somit können Kapazitäten gleichmäßiger ausgelastet werden und es müssen weniger Großaufträge abgelehnt werden, da die Kapazitätsgrenzen „leihweise“ nach oben ausgedehnt werden können.

Unterstützung durch die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren

Die Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren bieten zahlreiche Informations- und Schulungsangebote zu Standardisierungsthemen, zu sicherem Datenaustausch, zu Blockchain und den Möglichkeiten der Plattformökonomie. Unabhängig davon, welche Form der überbetrieblichen Vernetzung die kleinen und mittleren Unternehmen anstreben – sie werden durch Kooperationen wettbewerbsfähiger, indem sie flexibler werden und ihre Angebote verbessern können.

1 Siehe u.a. Arnold et al. (2018). Digitale Wertschöpfungsnetzwerke und RAMI 4.0 im hessischen Mittelstand. https://www.digitalstrategie-hessen.de/mm/Studie-RAMI40_WEB.pdf, Abruf 03.06.2020.

2 Siehe u. a. Icks, A.; Schröder, C.; Brink, S.; Dienes, C. & Schneck, S. (2017). Digitalisierungsprozesse von KMU im Produzierenden Gewerbe, IfM-Materialien, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, No. 255. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156246/1/882667238.pdf, Abruf 15.01.2018.

3 Siehe Bloching et al. (2015). Die Digitale Transformation der Industrie, München/Berlin. https://bdi.eu/media/user_upload/Digitale_Transformation.pdf, Abruf 03.06.2020.

4 Siehe EU Kommission, Digital Transformation Scoreboard 2018, S. 57.